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AutorenbildDavid Blair

Warum ich 24 Jahre lang Single war und wie ein Song dazu beigetragen hat, dies dauerhaft zu ändern.



Als ich ungefähr 32 Jahre alt war, es war im Jahr 2006, hatte ich einen meiner ersten peinlichen Momente auf der Bühne, als ich eine Beziehung, die nur 3 Monate gedauert hatte, als eine "langfristige Beziehung" bezeichnete. Ich hatte dies ernst gemeint und sogar meinen „Happy-break-up-song“ mit dem Titel „Never Wanna Live Without“ über diese Beziehung geschrieben, und das Publikum konnte darüber nur lachen. Nachdem ich schnell die Absurdität meines Liebeslebens erkannt hatte, wurde mir klar, dass ich einen guten Witz gefunden hatte, aber ich wusste immer noch nicht wirklich, was so lustig daran war.


Dieser Moment entwickelte sich seitdem zu einem meiner meist erzählten Witze über mein Liebesleben auf der Bühne. Aber dieser Moment und das Lied änderten noch immer nichts an meinem Beziehungsleben. Und es dauerte weitere 9 Jahre, bis ich mich endlich hinsetzte und den beängstigendsten Song schrieb, den ich je geschrieben habe – „Say No“ – im Wohnzimmer eines freundlichen Fremden in Bayern, als ich im Januar 2015 auf Tour war.


Es gibt keinen Zweifel, dass das Schicksal daran beteiligt war, dass ich diesen Song geschrieben habe. Zum einen war es der Umstand, dass ich normalerweise bei Konzerten immer eine Übernachtungsmöglichkeit hatte, jedoch nicht an diesem Abend. Und wie es das Schicksal wollte, traf ich zufällig eine der ehemaligen Organisatorinnen der Veranstaltung, und sie bot mir sofort eine Unterkunft an, ohne dass ich auch nur angedeutet hatte, dass ich eine brauchte. Ich weiß immer noch nicht, wie das passiert ist, denn so ein Zufall passierte mir bei Hunderten von Shows nur ein paar wenige Male. Zum anderen war meine freundliche Gastgeberin selbst Künstlerin und Malerin und lebte mit ihrem Freund zusammen, der auch Musiker und Stand-Up-Bassist war. Die Energie am Morgen nach der Show war eine der totalen Kreativität und des Flows. Ich konnte mich einfach hinsetzen und schreiben. Sie verstanden den Prozess und waren total unterstützend. Dies hätte nicht passieren können, wenn ich bei jemandem übernachtet hätte, der sich morgens unterhalten oder mich rausschmeißen hätte wollen, weil er selbst arbeiten musste.


An diesem Morgen nach der Show schien die Sonne hell in die Wohnung, aber es war Winter, also herrschte drinnen ein gemütliches Gefühl im Kontrast zur Kälte draußen. Ich fühlte mich nachdenklich und melancholisch, und da war ein dissonanter Akkord, den ich aus einem Lied von Mat Kearney gelernt hatte und mit dem ich herumspielte, der meine Gefühle noch mehr anheizte. Etwa einen Monat zuvor war eine weitere Kurzzeit-On/Off-Beziehung für mich zu Ende gegangen, die ich verarbeiten musste. Ich fühlte mich frustriert, verwirrt, tat mir selbst leid und war wütend, und ich hatte keine Hemmungen, dieses Gefühl auszudrücken. Im Nachhinein versuchte ich, Dinge zu kontrollieren, die ich nicht kontrollieren konnte.

Ich habe immer aus tiefstem Herzen geschrieben, aber was da aus mir herauskam, überraschte mich selbst, weil ich zum allerersten Mal den Zyniker in mir sah, vor dem ich immer die Augen verschlossen hatte. Trotz meiner Selbstmordfantasien im Alter von 29 Jahren hatte ich keine Ahnung von meinem eigenen Zynismus. Ich war immer noch blind und die Worte, die ich auf das Papier vor mir schrieb, waren schockierend, beängstigend und geradezu deprimierend.



Aber was noch beängstigender war, war die Frage, wer ich eigentlich war. Ich hatte immer an die Liebe geglaubt. Ich war immer auf der Suche nach „der Einen“ gewesen. Ich dachte, ich wüsste, wie sie aussehen oder sein würde, wenn ich sie treffen würde. Ich hatte nur „Pech“ und wartete auf „die Richtige“, suchte nach dem „ultimativen Zeichen“, dass ich meine Seelenverwandte gefunden hatte. Wieso also schrieb ich hier in meinem Liedtext, dass ich den Glauben an die Liebe aufgegeben hatte? Dass ich nur vortäuschte, noch an sie zu glauben? Was war das für ein Lied, das ich gerade schrieb und meinte ich das ernst? Ich wollte den Text ändern. Ich wollte nicht sagen, dass ich „nichts zu bieten habe“ – das war einfach peinlich und „nicht ich“. Ich bin „Mr Believe in Love“! Was war hier los? Doch letztlich änderte ich nichts an meinem Liedtext, denn es war die Wahrheit. Es war die Wahrheit, die ich nicht sehen wollte. Die Wahrheit, die ich besonders bei allen meinen Dates ignoriert hatte.


The Year End Picture of Students I Taught 2008
Schulallianz Studentischer Songwriter

Von 2005 bis 2010 unterrichtete ich Songwriting an Mittel- und Oberschulen, und mir fiel damals auf, dass die Klarheit der Botschaft bei den Songtexten abnahm, je älter die Kinder wurden, denn je älter die Kinder waren, desto größer wurde ihre Angst. Die Angst vor Verurteilung und die Angst, ehrlich zu sich selbst zu sein. Mir wurde klar, dass sie nicht die einzigen waren, die diese Angst spürten – auch ich selbst. Aus diesem Grund hatte ich manchmal in meinen frühen Songs die wahre Botschaft meiner Texte lyrisch versteckt, indem ich mich vage und undurchsichtig ausdrückte. Die Kritik der Zuhörer war oft, dass sie meine Songs nicht verstanden, doch ich verteidigte mich mit der Begründung, dass der Song „nicht jedermanns Sache“ sei. Blabla. In Wahrheit wollte ich nicht, dass die Leute die wahre Botschaft meiner Songs verstanden, denn dann hätten sie mich mit meiner ganzen Verletzlichkeit sehen können.


Aber etwas Lustiges passierte, als ich mich nicht mehr hinter vagen Formulierungen versteckte. Meine Songs hatten auf einmal echte Wirkung, weil die Leute mich sehen, und sich auch in mir sehen könnten und eine echte Verbindung entstand. Also habe ich für mich und alle, die ich beim Songwriting gecoacht habe, eine Regel aufgestellt: „Wenn du Angst hast, etwas zu schreiben, dann musst du genau diese Worte schreiben. Das ist dein Job als Songwriter – dich zu entblößen.“ Es funktionierte. Die Lieder waren nicht nur viel kraftvoller, sondern jedem Songwriter, der dazu in der Lage war, wurde Heilung gebracht.


Aber das war manchmal definitiv leichter gesagt als getan. Lass uns vorspulen zum Januar 2015 in der Künstlerwohnung. Da standen diese Worte vor mir; „aber ich weiß tief im Inneren, dass ich nichts zu bieten habe…“ Ich war sofort angewidert und verängstigt. Ich fühlte mich erbärmlich. „Das kann ich nicht schreiben, das klingt zu erbärmlich.“ Ich hatte sofort Hemmungen und wollte etwas finden, das „besser klang“ und cleverer. Doch die Worte, die ich jahrelang im meinem Songwriting-Unterricht gepredigt hatte, klangen nun in meinen Ohren. „Wenn du Angst hast, es zu schreiben, schreib es“ – hallte es in meinem Kopf wider. Mir wurde klar, dass ich es schreiben musste, weil es mir Angst machte. Es öffnete die Tür zum Schreiben des ganzen Songs, den ich noch an diesem Tag fertig stellte und mit den Künstlern teilte, die mich beherbergten.

Doch die Angst endete nicht beim Songwriting. Als ich das Lied live bei meinen Konzerten vortrug, hatte ich wieder Angst. Wie sollte ich das öffentlich singen? Es war, als würde ich mich nackt vor dem Publikum ausziehen. Ich sang das Lied ein ganzes Jahr lang, bevor ich mich wirklich wohl fühlte, es zu singen. Ich weinte, als ich mir die Aufnahme anhörte. Ich weinte beim Songwriting. Ich musste das Lied ein Jahr lang laut singen, um zu erkennen, wie wertlos ich mich fühlte, und um diese Scham und meine falschen Glaubenssätze über mich ans Licht zu bringen. Das Lied war wirklich therapeutisch für mich. Und dies wäre nie passiert, wenn ich den Song nicht geschrieben hätte.


Aber was hat das alles damit zu tun, dass ich, nachdem ich ewig Single war, dann endlich die Frau meiner Träume gefunden und geheiratet habe und mir für den Rest meines Lebens einer gesunden Ehe sicher bin? Wie hat gerade dieser Song zu so einer Gewissheit in der Liebe beigetragen? Wie hat sich alles verändert?

Nun, das Wichtigste zuerst. Warum war ich Single oder konnte „die Richtige“ überhaupt nicht finden? Zwei Gründe: Zum einen wusste ich gar nicht, wonach ich suchte. Zum anderen hatte ich mich jahrelang selbst belogen, was mir schließlich in diesem Song offenbart wurde. Mein Lied zeigte mir, wie ich mich wirklich fühlte. Meine wahre Einstellung zur Liebe kam zum Vorschein und auch, dass ich mein eigenes Wort nicht halten konnte. Durch meine Lügen beschädigte ich meine Beziehung zu mir selbst. Ich konnte mir selbst nicht vertrauen, weil ich nicht vertrauenswürdig war. Ich war mir selbst zum Opfer gefallen, weil ich mich selbst immer wieder verriet, indem ich meine Grenzen oder Wünsche und Bedürfnisse nicht ausdrückte. Dadurch wurde ich frustriert, wütend, hilflos und letztendlich deprimiert und zynisch.


Dieses Lied war definitiv nicht meine letzte Herausforderung, ehrlich zu mir selbst zu sein, aber es war definitiv ein Wendepunkt in meinem Leben. Ich wollte so transparent und ehrlich wie möglich zu mir selbst sein. Als ich meine Frau im Mai 2016 traf, anderthalb Jahre nachdem ich dieses Lied geschrieben hatte, erwies es sich als der Song, der mich zu meiner zukünftigen Liebe führte. Ich wollte weiterhin „das sagen, was ich zu sagen fürchtete“. Es erwies sich immer wieder als wirkungsvoll, um Vertrauen aufzubauen. In einer Ehe, die fest auf Ehrlichkeit, Transparenz und Vertrauen aufgebaut ist, hat die Frucht dieses Strebens sowohl mir als auch meiner Frau gezeigt, dass Hindernisse jeglicher Art uns nur enger zusammenbringen, anstatt uns auseinander zu treiben. Es gibt mir die Sicherheit, dass wir für immer zusammen bleiben werden. Diese Gewissheit hatte ich noch nie in einer Beziehung.




Nun muss ich zugeben, dass mein Song unglaublich egoistisch ist. Das ist das Peinlichste an meinem Song. Wie gleichgültig ich gegenüber der Person bin, für die ich singe. Ich habe das Lied aus Selbstmitleid geschrieben und es stellt sich heraus, dass Selbstmitleid total egoistisch ist. Wusstest du das?


Ich habe den Song bei einem Songwriting-Wettbewerb eingereicht, und die Juroren gaben mir genau dieses Feedback, dass mein Selbstmitleid egoistisch sei. Ich liebte diese Kritik, denn es ist wahr. Wenn jemand sich das Lied anhört und ich das Lied nicht nur mir selbst vorsinge, würde der Zuhörer erwarten, dass ich zumindest im zweiten Vers nicht nur über mein erbärmliches Selbst singen würde, sondern auch den Zuhörer würdigen würde. Der erste Vers allein reicht nicht aus, um mich als egoistisch zu bezeichnen, aber der zweite ignoriert die besungene Person vollständig. Ich bemitleide mich weiterhin selbst. Das nimmt dem Lied die Kraft, aber ich habe es nicht geändert, weil ich es so egoistisch belassen wollte, wie ich es für mich selbst geschrieben habe. Meine Selbstsucht aufzudecken und sie mit diesem Lied sterben zu lassen. „Say No“ war ein warnendes Lied für jede Frau, die mit mir ausging und die Signale ignorierte, die ich sendete. Ironischerweise sang ich es meiner zukünftigen Frau an dem Tag vor, an dem wir uns zum ersten Mal trafen. Zum Glück schreckte es sie nicht ab, und zum Glück sah sie in mir Dinge, die ich in mir selbst nicht sah. Also gilt die Regel, die ich damals an den Highschools unterrichtete, immer noch für mich: Zu sagen, was ich nicht zu sagen wage. Das ist meine Regel beim Songwriting. Und ‚Say No‘ war bis jetzt mein beängstigendstes Lied.




I’d written off love, long ago

But I played the part for the show

Cause people never find love true

even though I told myself they do


And it seems that you might like me now

but I know deep down I’ve got nothing to offer

and this you’re gonna soon find out

that I’ll let you down

over and over


Say no

Say no to me, listen closely

Say no

Just save yourself, save us from me

Cause I can’t say that word

I’ll only make it hurt


Wish I had something to give

Wish I had love to touch you with

Wish I could believe my lies

Then I could sleep tonight


So if you continue to pursue

No matter how hard I try, I can’t tell you the truth

I don’t really understand why

I sabotage myself and every girl that tries


Say no

Say no to me, make it easy

Say no

just save yourself, save us from me

Cause I won’t say that word

I’m only gonna make it hurt


I know for most its probably pretty easy

but its seems I like to make my life hard

so save yourself this mistake and hit the brakes and let me gooo and


Say no

Say no to me, listen closely to you heart

you know you’re having doubts

I’m giving you an out

Cause I can’t say that word

I’ll only make this hurt


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