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Sechs Beobachtungen an meinem zweijährigen Sohn, die mir beigebracht haben, authentischer zu leben


Viele Menschen haben gutgemeinte Absichten und Theorien darüber, wie sie ihr Kind erziehen wollen und wie sie es lehren und ihm zeigen wollen, wie man in der Welt zurecht kommt, oder wie man das Leben für die besten Ergebnisse ausrichtet. So sehr ich im Laufe der Jahre meine eigenen Überzeugungen hatte, gab es zwei Tatsachen, die ich zum Zeitpunkt der Geburt unseres Sohnes nicht ignorieren konnte, die meine Theorien auslöschten und mich dazu brachten, bei Null anzufangen.


Fakt Nummer eins war, dass ich noch nie zuvor Vater gewesen war und keinerlei Erfahrung hatte. Ich realisierte, dass es daher ein Fehler sein könnte, an einer Theorie festzuhalten, die ich nie persönlich getestet hatte. Um die Freiheit zu haben, meine Gedanken und Überzeugungen zu ändern, wenn neue Informationen eintrafen, musste ich erstmal zugeben, dass ich nichts wusste. Somit musste ich mich nicht in meinen Theorien selbst bestätigen oder sogar meine Theorien noch ausbauen und erweitern, um sie wieder für mich stimmig zu machen (was aus meiner Sicht die Unfähigkeit ist, zu akzeptieren falsch zu liegen, wenn die Tatsachen deutlich auf etwas hinweisen, was der eigenen Überzeugung widerspricht).


Zweitens war ich noch nie Vater eines Sohnes gewesen, und insbesondere meines Sohnes Peter, da es ihn noch nie zuvor in der Geschichte der Menschheit gegeben hatte. Dies würde eine einzigartige Erfahrung werden, um zu erfahren, wer er war, um ihn dabei zu unterstützen, das Beste aus sich herauszuholen.


Das Erkennen und Erinnern dieser beiden Tatsachen hat mir die Freiheit gegeben, ihn und die Entfaltung seiner Persönlichkeit von Tag zu Tag und von Woche zu Woche zu sehen. Es hat mich in die Studentenrolle versetzt. Er war der Chef und Lehrer, wenn es um seine Essenszeit, Schlafenszeit, Windelwechsel-Zeit und die von ihm benötigte Aufmerksamkeit ging. Mein Sohn hat mich gelehrt und ich habe es aufgesogen.


Hier sind sechs Beobachtungen an meinem Sohn, die mir geholfen haben, mir selbst zu vergeben, geduldig und freundlich mit mir selbst zu sein, mich um meine Bedürfnisse zu kümmern und insgesamt die Vaterschaft zu genießen.


1 - Das Leben ist chaotisch. Genau wie mein persönliches Wachstum.


Das Leben ist nicht sauber, aufgeräumt und ordentlich. Es gibt Stürme, Brände, sonnige und heiße Tage, regnerische und kalte Tage und Schnee. Zwischen diesen Extremen gibt es ein wenig Erleichterung, aber überall in der Natur gibt es Schmutz, Staub, Zufälligkeit und Chaos. Genau so isst, spielt und lernt ein Kind. Chaotisch. Nehmen wir zum Beispiel das Essen. Er schmiert die Hälfte seines Essens über Gesicht, Kleidung und Hände und wirft den Rest auf den Boden. So ernährt er sich die ersten zwei Lebensjahre.

Kommt er so ans Ziel und wird satt? Ja. Ist er sauber und ordentlich? Nein. Ist er effizient? In Bezug darauf, wie viel Nahrung wirklich in seinem Mund landet, nicht wirklich – aber in Bezug auf seinen Lernprozess – ja. Er lernt gleichzeitig zu essen, zu spielen und zu erforschen, wer er ist, wo seine Grenzen liegen und was seine Rolle als Person in der Familiendynamik ist.

Geduld und Konzentration auf das Wesentliche sind hier meine wichtigsten Lektionen. Wie der mit dem Tony-Award ausgezeichnete Schauspieler André De Shields in seiner Dankesrede im Jahr 2019 sagte: „Langsam ist der schnellste Weg, um dein Ziel zu erreichen."


Als ein Erwachsener bin ich genauso chaotisch mit meinen Gefühlen wie ein Zweijähriger beim Essen. Ich werde wütend, frustriert, rachsüchtig, eifersüchtig, depressiv und schmolle und weine, wenn ich mich nicht durchsetzen kann. Über die Jahre sind diese schmerzhaften Gefühle in meinem Leben sogar ein Teil meiner Identität geworden und ich versinke zuweilen in Selbstmitleid, da ich scheinbar nie bekomme, was ich will. Das Leben gibt mir jedoch endlose und zahlreiche Gelegenheiten für Wachstum, von denen die meisten zwar das Ziel (mein Herz) verfehlen und einfach überall auf meinem Gesicht, meinen Händen, auf meinem Schoß und auf dem Boden landen, aber ich bekomme trotzdem immer genug, um zu leben und mich weiterzuentwickeln. Ich habe die Wahl zwischen einem intensiv gelebten Leben voller chaotischer Misserfolge und vielen kleinen Wachstumsschritten, oder einem aufgeräumt, perfekten Leben, das jedoch so klein ist, dass ich irgendwann daran zugrunde gehe.



2 - Schieße dir nicht selbst ins Knie. Lass los.


Mein Sohn hat noch nicht die motorischen Fähigkeiten, um zuverlässig aus einem vollen Glas trinken zu können, ohne den ganzen Inhalt auf dem Boden zu verschütten. Ich erlaube ihm trotzdem oft, es zu versuchen, weil er sich immer verbessert und er es meistens schafft, das Glas auszutrinken. Wenn es ein Getränk gibt, bei dem ich mir nicht sicher bin, ob er damit umgehen kann, nehme ich ihm diese Verantwortung kurz ab und lasse ihn mit einem Strohhalm aus der Tasse trinken, die von meinen Händen getragen wird, anstatt von seinen.


Bei einer Gelegenheit hatte er gerade eine volle Tasse Bananen-Milchshake verschüttet, die ich ihm nicht hätte anvertrauen sollen, also nahm ich ihm das Getränk weg, damit er es nicht noch weiter verschütten konnte. Weil ich damit angefangen hatte, ihm Verantwortung zu übertragen (was ich nicht immer tue) und sie ihm dann wegnehmen wollte, wurde er wütend und schrie und war wirklich aufgebracht. Ich erklärte: "Tut mir leid, Peter, ich möchte nicht, dass du diesmal etwas verschüttest, also muss ich es wegnehmen und dir mit einem Strohhalm geben." Als ich es dann noch einmal mit einem Strohhalm anbot, lehnte er natürlich ab, weil ihm die Verantwortung weggenommen wurde und er sich immer noch darüber ärgerte.


Was ich aus der Situation gelernt habe? Lass den Wunsch los, alles unter Kontrolle zu haben. Es ist völlig natürlich, verärgert und enttäuscht zu sein, wenn ich versage und mir die Verantwortung genommen wird und ich nicht bekomme, was ich will. Auch wenn ich es nicht verstehe, muss ich es in diesem Moment akzeptieren. Es bringt nichts, mich selbst zu sabotieren wie mein Sohn, der dann auch nicht mehr mit dem Strohhalm trinken wollte, nur um das Gefühl zu haben, die Kontrolle zurückzubekommen. Dieses Verhalten schadet am Ende nur mir selbst.


3 - Vertraue und reagiere auf deine Gefühle.


Zu sehen, wie mein Sohn von einem Außerirdischen, der nur aß, schlief, in seine Windel machte und keine bewussten Körperkontrolle hatte, zu einem ziemlich unabhängigen Jungen wurde, war nichts weniger als ein Wunder. In den ersten Wochen nach der Geburt konnte er nicht so gut sehen, und wenn wir ihn ein paar Minuten hinlegten und das Zimmer verließen, weinte er. Alles, was er hatte, waren seine Gefühle und er reagierte ohne zu zögern. Es ging ums instinktive Überleben. Abgesehen von seinem Hungergefühl und dem Unwohlsein bei einer vollen Windel weinte er, sobald er sich nicht sicher oder wohl fühlte oder wenn er Beruhigung brauchte. Keine Worte oder Erklärungen waren nötig, keine Rechtfertigung seiner Empfindungen, nur Gefühle. Das war seine einzige Art zu kommunizieren. Wusste er, warum wir gegangen waren, oder verstand er sein Gefühl der Unsicherheit? Nein. Er reagierte nur auf seine Bedürfnisse.


Wie oft habe ich an meinen Gefühlen gezweifelt oder gezögert, darauf zu reagieren, und es später bereut? Meine Gefühle dürfen nicht angezweifelt, ignoriert oder unterdrückt werden, wenn ich möchte, dass meine Bedürfnisse erfüllt werden. Und sie müssen erfüllt werden, um mein authentisches Ich zu sein, das anderen etwas geben kann.


4 - Bleib um jeden Preis integer.


In der Nähe meines Sohnes zu sein, wenn er auf Fremde trifft, ist erfrischend aufgrund seiner Authentizität. Er ist noch nicht kulturell beeinflusst und noch kein sozialer Verhaltensroboter geworden. Wenn er schüchtern ist, hält er sich fern und lehnt Geschenke oder Aufmerksamkeiten ab. Wenn er sich sicher fühlt, spricht er jeden in allen Altersgruppen an. Er sagt „nein“ ohne zu zögern und nimmt keine Rücksicht auf die Gefühle anderer, ohne dass dies als eine Beleidigung interpretiert werden könnte. Und Kinder in seinem Alter fühlen sich dadurch auch nicht beleidigt. Sie spielen einfach weiter und tun das, was sie vorher getan haben. Dies ist sehr schön zu sehen. In diesem Alter ist Neinsagen ein Kinderspiel, in meinem Alter erfordert es eine Menge Mut.


5 - Ich wurde nicht perfekt geboren. Ich wurde unreif geboren.


Früher dachte ich, dass ich als unschuldiges, süßes und perfektes Engelskind geboren wurde, das im Laufe der Jahre durch die Fehler meiner Eltern, Traumata durch Mobbing in der Schule und alles andere Schlimme, das mir passiert ist, beschädigt wurde.


Ich bin nicht mehr in diesem Gedankengang gefangen. Es ist nicht zu leugnen, dass mir Dinge passiert sind, die tiefen Schmerz verursacht haben. Aber diese Dinge waren nicht der Grund, warum ich gelogen, betrogen, nicht alles gegeben oder Projekte frühzeitig aufgegeben habe. Diese Erfahrungen waren nicht der Grund, warum ich auf Beleidigungen und Unsicherheiten auf wenig hilfreiche und ungesunde Weise reagiert habe. Das war einfach die Unreife meines Charakters.


Das Verhalten meines Zweijährigen hat mir das ziemlich deutlich gezeigt. Er kann kaum sprechen und lügt schon. Ich habe ihm das Lügen nicht beigebracht. Ich konnte ihm das Lügen nicht beibringen, selbst wenn ich es versuchte – denn er kann nur zwei Worte sagen, „ja“ und „nein“. Wenn seine Windel dreckig und stinkig ist und gewechselt werden muss, aber er in diesem Moment Spaß hat und weiterspielen will, sagt er „nein“, wenn wir ihn fragen, ob er in seine Windel gekackt hat. Er denkt gar nicht darüber nach und ich bin auch überhaupt nicht beleidigt, ich finde es lustig!

Er lügt aus eigenem Antrieb, weil er in dem Moment will, was er will, und alles tun oder sagen wird, um es zu bekommen. Das ist natürlich, denn er ist zwei Jahre alt und hat den entsprechenden Reifegrad.

Er versteckt sich auch, wenn er verletzt ist, und wird körperlich gewalttätig, wenn er nicht die Aufmerksamkeit bekommt, die er braucht.

Bei einem Zweijährigen ist dieses Verhalten erträglich, manchmal sogar süß. Bei einem Erwachsenen, viel weniger.


Wenn ich also Gründe anführe, mich verteidige oder erkläre, warum ich jetzt oder im Laufe der Jahre etwas nicht besonders Tugendhaftes getan habe, werde ich von meinem Sohn Peter daran erinnert, dass ich diese Dinge aus freiem Willen getan habe, vom Zeitpunkt meiner Geburt an, bevor ich meinen Intellekt überhaupt benutzen konnte und es einfach nicht besser wusste. Es bedeutet für mich eine enorme Freiheit zu wissen, dass ich immer frei war so oder so zu handeln. Ich kann damit allen meinem Mitmenschen vergeben, die mir im Laufe meines Lebens nicht helfen oder mich nicht anders beeinflussen konnten, weil auch sie in ihrem eigenen Reifeprozess waren und immer noch sind.


Heute sehe ich das Leben als einen langen und unbegrenzten Reifeprozess, der durch die Anwendung von Werten, die uns nicht angeboren sind, Früchte trägt. Ich wurde unreif ohne Werte wie Geduld, Demut, Wertschätzung, Verständnis oder Ausdauer geboren. Um diese Werte während meines Reifeprozesses zu entwickeln, musste ich Fehler machen, die Konsequenzen verstehen und sie reflektieren. Nach diesen Werten zu leben, ist meine lebenslange Bestrebung und erfordert einen anderen Wert namens Disziplin, mit dem ich ebenfalls nicht geboren wurde und den ich von Natur aus nicht habe.



6 - Bewegung ist beruhigend.


Eine Sache, die wirklich dazu beigetragen hat, meinen Sohn zu beruhigen, ist Bewegung. Schon seit Tausenden von Jahren wiegt man Kinder in den Schlaf. Mit meinem Sohn in meinen Armen spazieren zu gehen, ihn hin und her zu schaukeln, im Auto zu fahren oder irgendwohin zu gehen, brachte ihn immer zum Einschlafen oder beruhigte ihn.


In Bewegung zu sein, beruhigt auch mich. Meine Ziele vor Augen zu haben, beruhigt mich, weil es mich in Aktion hält und mich in eine Richtung bewegt, in die ich gehen möchte. Letztendlich ist es das Gefühl der Vorwärtsbewegung im Leben, das viel zur Hoffnung, Geduld und Freundlichkeit beiträgt. Ein Stau im Straßenverkehr stört mich nicht sehr, wenn ich weiß, wohin ich im Leben gehe, aber es macht mich verrückt, wenn ich mich im Hamsterrad der Ungewissheit befinde und das Gefühl habe, mich nirgendwo in meinem Leben fortzubewegen.


Jeden Tag zu sehen, dass ich, egal was passiert, einen weiteren Tag gelebt habe, dass ich die Menschen und mich selbst ein wenig besser kennengelernt habe, und zu wissen, dass meine Anfänge weit entfernt sind von dem, wo ich jetzt bin, ist ein sehr beruhigender Gedanke.


Ich wachse.


Die Quintessenz dieser Beobachtungen ist, dass ich wachse und immer gewachsen bin. Ich wusste es nicht besser, und ich weiß es immer noch nicht besser. Ich habe noch nie einen Tag in einem höheren Alter gelebt als jetzt, in dem Körper, der ich bin, und in der Zeitperiode, in der ich bin, mit den Menschen, mit denen ich zusammen bin. Jeder Tag ist eine einzigartige Erfahrung und 99% davon waren bisher nicht unmittelbar lebensbedrohlich, also sind keine Sorgen nötig.



Lass deine Liebe wachsen - Eine Vater-Tochter-Widmung


Damals im Jahr 2018, bevor ich eigene Kinder hatte, wurde ich beauftragt, ein Lied für einen Vater an seine Tochter zu schreiben, als Widmung an die Inspiration, die er aus ihrem Leben schöpfte, und seiner Worte an sie für die Zukunft. Es war eine wunderbare Erfahrung, dieses Lied für ihn zu schreiben – zu sehen, wie er die Welt durch ihre Augen sah, und seine Wünsche für sie auszudrücken. Ich beziehe mich jetzt noch mehr auf dieses Lied, denn es ist zu 100% das, was ich auch meinen eigenen Kindern sagen würde.


Es heißt 'Let Your Love Grow'. Den Liedtext findest du unten. Es wurde nie veröffentlicht, steht aber zusammen mit vielen anderen Songs und Überraschungen in meinem Hug Club zum Download bereit!


The planet changed when you were born, you’re a galaxy of light

An angel on this earth, I see a new world in your eyes

Your smile like an ocean, that colors my sky blue

I often think about this, when I’m thinking of you


Watching you fly, is all the wind at my back

And seeing what you see is all my heart ever needs


Go your way little woman

Trust that beat of your heart

One step at a time, keep your dreams closer than far

And right or wrong sing your song

I’ll be there to help you along

And while you’re on your way to a place you don’t know

Keep letting all your love grow, let your love grow


And If you need to cry let it rain

If you need to run, get on a plane

If you need to safe place, I’m always home

You know I’ll always be here, you’re never alone


Go your own way little woman

Trust that beat of your heart

One step at a time, keep your dreams closer than far

And right or wrong sing your song

I’ll be there to help you along

And while you’re on your way to places you’ve never been

There’s only one thing you wanna keep doing again

Is letting love grow, letting love grow

So let your love grow, let your love grow



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